Viren sind infektiöse organische Strukturen, die sich außerhalb von Zellen durch Übertragung verbreiten, aber nur innerhalb einer geeigneten Wirtszelle vermehren können. Viren sind sehr klein, etwa 1/1000 eines Millimeters, und bestehen aus dem viralen Erbmaterial (DNA oder RNA) und in vielen Fällen noch einer Hülle aus Eiweißen. Infiziert ein Virus eine Wirtszelle, bringt es diese dazu, das Erbmaterial des Virus und ggf. auch seine Hüllproteine herzustellen. Die Wirtszelle wird dadurch geschädigt und geht oftmals zu Grunde, wodurch eine große Zahl von Viren freigesetzt wird, die dann andere Zellen infizieren können. Während ihrer Vermehrung können Viren mutieren (RNA Viren häufiger als DNA Viren) und so neue Virusvarianten entstehen.
Man kennt zurzeit etwa 200 verschiedene Typen von Viren, die Atemwegserkrankung hervorrufen. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts haben diese Infektionen zu einer erheblichen Zahl von Erkrankungen und Todesfällen geführt. Am bekanntesten ist sicherlich die Influenza (Grippe), die je nach kursierendem Virustyp große Pandemien auslösen kann. Zum Beispiel im Rahmen der spanischen Grippe um 1918 mit circa 20-50.000.000 Toten weltweit, der russischen Grippe Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts mit etwa einer halben Millionen Todesopfer und die Schweinegrippe 2009 mit einer ähnlich hohen Zahl.
Coronaviren zählen zu den RNA Viren und kommen in zwei verschiedenen Linien vor: eine befällt Vögel, die andere Säugetiere. Zurzeit sind sieben verschiedene Corona Viren bekannt, die zu Infektionen beim Menschen führen können. Dabei ist die aktuelle Pandemie nicht das erste Mal, dass Coronaviren potentiell tödliche Erkrankungen beim Menschen auslösen können. Im Jahre 2003/04 kam es zu einer Pandemie mit dem SARS COVID-1 Virus, das sich von China ausgehend um die ganze Welt verbreitete und insgesamt bei gut 8000 Infizierten knapp 800 Todesopfer weltweit forderte. Als Ursprung konnte eine chinesische Fledermausart identifiziert werden, von der das Virus auf den Menschen übersprang. Im Jahr 2012 breitete sich eine weitere Coronavirus Erkrankung, MERS CoV, ausgehend vom mittleren Osten über die Welt aus. Diese Erkrankung betrifft nicht nur die Atemwege, sondern führte in vielen Fällen auch zu massiven Nierenschädigungen. Bis heute sind etwa 2500 Menschen erkrankt und etwa 800 verstorben. Auch hier hatte das Virus einen tierischen Ursprung, wiederum Fledermäuse, von denen es über den Zwischenwirt Dromedar zum Menschen gelangte.
Das neue SARS CoV-2 (COVID-19) Virus wurde Ende des Jahres 2019 zum ersten Mal bei Menschen in der chinesischen Metropole Wuhan nachgewiesen. Obwohl die genaue Herkunft dieses Virus noch nicht geklärt ist, weisen die bisherigen Studien darauf hin, dass auch hier Fledermäuse die Quelle des Virus sind. Von diesen sprang eine mutierte Virusvariante entweder direkt oder über noch unbekannte Zwischenwirte auf den Menschen über. Die bisherigen Studien zur Herkunft von COVID-19 lassen es sehr unwahrscheinlich erscheinen, dass das Virus von Menschen im Labor erzeugt wurde. Zu Behauptungen, wonach das Virus aus chinesischen Laboren stammt oder von anderen Personen in Auftrag gegeben wurde, gibt es keine seriösen wissenschaftlichen Belege.
Die Veränderung des Erbmaterials des COVID-19 Virus geht auch während der aktuellen Pandemie Menschen weiter. Es sind zahlreiche genetische leicht unterschiedliche Stämme im Umlauf, wobei diese sich bislang nicht bezüglich der hervorgerufenen Schwere der Erkrankung unterscheiden.
COVID-19 kann auch von erkranken Menschen zurück auf Tiere übertragen werden. Bisherige Studien weisen darauf hin, dass zum Beispiel Katzen, Kaninchen und Nerze betroffen sein können, während das bei Hunden und Schweinen kaum oder nicht der Fall ist. Eine solche Rückübertragung fand zum Beispiel in dänischen Zuchtnerzfarmen statt. In den Nerzbeständen breitete sich das Virus aus, mutierte weiter und eine mutierte Form sprang dann wieder zurück auf den Menschen, so dass bislang einige 100 Fälle mit dieser neuen COVID-19 „Nerzvariante“ beschrieben sind. Diese neue Form ist nach bisherigem Stand der Untersuchungen nicht gefährlicher als andere Stämme, es besteht aber die Gefahr, dass durch weitere genetische Veränderung des COVID-19 Virus gerade entwickelte Impfstoffe ggf. weniger oder gar nicht wirksam sind.
Aktuelle Literatur z.B.
Severe acute respiratory syndrome coronavirus-2 natural animal reservoirs and experimental models: systematic review. Younes S, Younes N, Shurrab F, Nasrallah GK. Rev Med Virol. 2020 Nov 18:e2196
SARS-CoV, MERS-CoV, and 2019-nCoV viruses: an overview of origin, evolution, and genetic variations. Sarayu Krishnamoorthy, Basudev Swain, R S Verma , Sachin S Gunthe Virusdisease 2020 Oct 16;1-13.
© PD Dr. med. Oliver Kretz
Stand November 2020