Testverfahren

Informationen zur aktuellen nationalen Teststrategie, also wer, wann und warum getestet werden sollte, finden sich auf den Seiten des Bundesgesundheitsministeriums:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronatest.html#c19145

Zur Vermeidung von Ansteckungen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation auch die Testung zum Nachweis von SARS-CoV-2 bzw. COVID19. Günstig wäre es, wenn ein Test möglichst früh, d.h. wenn der Infizierte (noch) keine oder gerade die ersten Symptome von COVID19 zeigt, positiv ausfällt. Zudem sollte ein Test eine hohe Sensitivität und Spezifität aufweisen. Was bedeutet das? Je höher die Sensitivität eines Tests ist, desto sicherer erfasst er die Erkrankung (100% Sensitivität bedeutet, alle Infizierten werden durch den Test erkannt, niedrigere Werte bedeuten, Infizierte haben einen negativen Test obwohl sie infiziert sind, so genannte falsch Negative). Die Spezifität eines Tests gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden (wie viele falsch Positive hat man, also Gesunde, die fälschlicherweise einen positiven Test haben?). Schließlich sollte ein Test möglichst massentauglich sein (Laborkapazität, Kosten, Einfachheit der Durchführung, etc.)

Im Folgenden beschreibe ich einige zurzeit verfügbaren Test mit ihren Vor- und Nachteilen.

RT-PCR Test

Dieser Test beruht auf dem Nachweis von Virus RNA in biologischen Proben, meist Nasen-Rachen-Abstriche. Das Erbmaterial des Virus (RNA) wird in cDNA umgeschrieben und dann vervielfältigt. Der Test stellt den Goldstandard für den Nachweis von Viren dar. Die Spezifität ist sehr hoch, die Sensitivität variiert sehr stark, je nach Zeitpunkt an dem getestet wird. In den ersten vier Tagen der Infektion ist die Wahrscheinlichkeit von falsch negativen Ergebnissen recht hoch, mit dem Einsetzen der ersten Symptome wird die Sensitivität für etwa vier Tage besser um dann wieder abzufallen. Das ist jedoch abhängig von der korrekten Probenentnahme, die von geschultem medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden sollte. Zudem sind die Virusmengen im Nasen-Rachen-Abstrich von Patient zu Patient unterschiedlich hoch, was ebenfalls zu falsch negativen Ergebnissen führen kann. Der Test selbst dauert etwa 5 Stunden. Mit Versand zum Labor und Vorbereitungsarbeiten liegt das Ergebnis nach 24 Stunden vor, sind die Labore überlastet, kann es auch mehrere Tage dauern. Darüber hinaus ist dieser Test recht kostspielig und erfordert ausreichend Laborkapazität.

PCR Schnelltest

PCR Schnelltests beruhen auf dem gleichen Prinzip wie der im Labor durchgeführte PCR Test (siehe oben). Er besteht jedoch aus einem mobilen Labor in Form einer Kartusche und kann vor Ort durchgeführt werden, die Ergebnisse liegen in etwa 2,5 Stunden vor. Sensitivität und Spezifität sind geringer als beim im Labor durchgeführt im RT PCR Test. Die Kosten für einen PCR- Schnelltest liegen jedoch höher. Ansonsten gelten die gleichen Vorbehalte wie oben beschrieben.

Wichtig ist zu erwähnen, dass RT PCR Tests zum Nachweis von Viren eine Momentaufnahme darstellen. Der Test kann schon einen Tag später völlig anders ausfallen. Es wären daher regelmäßig wiederholte Testungen erforderlich, die jedoch an den hohen Kosten und der mangelnden Laborkapazität in der Praxis nicht flächendeckend durchführbar sind.

Nachweis von Viruseiweißen

Die so genannten Antigen-Tests weisen nicht das Erbmaterial sondern einzelne Eiweiße des Virus nach. Im Design ähneln Sie Schwangerschaftstest. Eine biologische Probe zum Beispiel ein Nasen- Rachenabstrich oder Blut wird auf ein Testfeld gegeben hat. Die Probe läuft dann über einen Teststreifen, an den Antikörper gegen Viruseiweiße gekoppelt sind. Enthält die Probe Viruseiweiß, bindet sie an den Antikörpern und es entsteht eine ablesbare Farbreaktion. Vorteil dieser Testmethode ist, dass sie von Laien durchgeführt werden kann und relativ schnell ein Ergebnis liefert. Dies macht sie nutzbar für die routinemäßige Zugangskontrolle zum Beispiel zur Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Mit etwa zehn Euro Kosten pro Test ist eine regelmäßige und flächendeckende Testung immer noch recht teuer. Zudem ist die vom Robert-Koch– und Paul-Ehrlich-Institut geforderte Mindestsensitivität von 70% nicht besonders hoch, d.h. er gibt relativ viele falsch negative Ergebnisse. Durch unsachgemäße Lagerung des Tests, falsche Handhabung oder Fehler bei der Probenentnahme wird dieses Problem noch größer.

Riechtest

Der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns ist eines der häufigsten Symptome einer COVID-19 Erkrankung. Er tritt bei einem Großteil der Patienten schon vor oder mit dem Auftreten der ersten anderen Symptome in Erscheinung, bei einem anderen Teil der Patienten ist es das einzige Symptom. Basierend auf diesen Erkenntnissen gibt es einen ersten Test, der einen objektiven Richtest mit einem kurzen, App-basierten Fragebogen koppelt. Vorteil ist wiederum die einfache Durchführung durch Laien, die schnelle Verfügbarkeit eines Ergebnisses und die mit circa zwei Euro pro Test relativ niedrigen Kosten, die eine flächendeckende regelmäßige Testung möglich machen. Die Sensitivität liegt bei gut 90%, so dass auch hier mit falsch negativen Ergebnissen gerechnet werden muss.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die verschiedenen Testverfahren dazu beitragen können, Infizierte (frühzeitig) zu identifizieren. So können diese zum einen rechtzeitig behandelt werden, zum anderen so früh in Quarantäne geschickt werden, das Infektionsketten unterbrochen werden. Man darf sich jedoch nicht täuschen, gerade die massentauglichen Schnelltests haben eine Sensitivität, die dazu führt, dass ein Teil der tatsächlich Infizierten nicht erkannt wird. Eine Hundertprozentige Sicherheit liefern also auch diese Tests nicht, so dass auch bei einem negativen Test die sonst geltenden Hygienemaßnahmen unbedingt eingehalten werden sollten.

Nachweis von spezifischen Antikörper gegen SARS-CoV-2

Wie im Text zur Immunität und Impfungen erwähnt, entwickelt ein Großteil der COVID-19 Patienten spezifische Antikörper gegen das Virus, die sich unterschiedlich lange im Blut halten können. Auch Impfungen führen zur Ausbildung solcher Antikörper. Diese Tests sind also geeignet für Personen, die wissen wollen, ob sie bereits unbemerkt COVID-19 durchgemacht haben. Großflächig können solche Tests eingesetzt werden, um die Durchseuchung mit COVID-19 in einer Bevölkerung zu untersuchen. In Zukunft könnte mit diesen Tests auch untersucht werden, ob und für wie lange ein Antikörperspiegel im Blut Geimpfter nachweisbar ist.

Literatur z.B.

Antigentests auf SARS-CoV-2: Der Preis der Schnelligkeit Dtsch Arztebl 2020; 117(44): A-2101 / B-1787 Schlenger, Ralf L.

Head-to-head comparison of SARS-CoV-2 antigen-detecting rapid test with self-collected anterior nasal swab versus professional-collected nasopharyngeal swab Lindener AK et. Al. Eur Respir J 2020 Dec 10;2003961.

Quantitative assessment of olfactory dysfunction accurately detects asymptomatic COVID-19 carriers Anindya S. Bhattacharje EClinicalMedicine 28, 100575, 2020

© PD Dr. med. Oliver Kretz

Stand Dezember 2020