COVID19 hat eine Inkubationszeit, die Zeit zwischen Ansteckung und dem auftreten erster Symptome, von im Mittel sechs Tagen. Die häufigsten Symptome sind Schnupfen, Husten, Fieber, Halsschmerzen, Müdigkeit und Kopf- und Gliederschmerzen. Bei der größten Anzahl der Patienten verläuft COVID-19 milde mit Symptomen einer Erkältung (80%). Ein kleiner Teil der Patienten erkrankt jedoch schwer und muss im Krankenhaus beziehungsweise auf der Intensivstation (5%) behandelt werden. Im Mittel erfolgt die Krankenhauseinweisung etwa zehn Tage nach Krankheitsbeginn. Die Krankheitsbezogene Sterberate beträgt aktuell in Deutschland und der Schweiz 1,5 % (Großbritannien 3,6%, Schweden 2,8%, Italien 3.6%, USA 2%). COVID-19 ist keine Erkrankung, die ausschließlich die Atemwege betrifft, vielmehr sind zahlreiche weitere Organe beteiligt.
Lunge
Husten und zunehmende Atemnot sind Zeichen einer fortschreitenden Schädigung der Lunge. Ein Teil der Patienten entwickelt eine Lungenentzündung. Hinzu kommt, dass es in kleinen Blutgefäßen der Lunge aufgrund der erhöhten Gerinnungsneigung des Blutes bei COVID-19 zu Thrombenbildungen kommt. Die Dadurch entstehenden Durchblutungsstörungen der Lunge und die Entzündungen führen dazu, dass immer schlechterer Sauerstoff aus der Atemluft aufgenommen werden kann. Je nach Schweregrad benötigen die Patienten zusätzliche Sauerstoffgabe, maschinelle Beatmung oder Sauerstoffanreicherung des Blutes außerhalb des Körpers. Es kann zum Finale Lungenversagen und zum Tod des Patienten kommen.
Herz-Kreislauf-System
SARS-COVID-2 kann auch Herzmuskelzellen befallen. Eine Reihe von Studien berichtet über Herzmuskelentzündung im Rahmen von COVID-19. Im Blutgefäßsystem bewirkt SARS-COVID-2 eine vermehrte Blutgerinnung. Entsprechend sind akute Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfälle im Rahmen von COVID-19 beschrieben.
Magen-Darm-Trakt und Leber
SARS-Co-2 kann sowohl Zellen des Magen-Darm-Traktes als auch der Leber infizieren. Häufige Symptome sind Durchfall (bis 33%), Übelkeit/Erbrechen (bis 25%), und Bauchschmerzen (bis 14%). Die Leberzellschädigung kann sowohl durch die Virusinfektion selbst als auch indirekt (z.B. durch Durchblutungsstörungen der Leber) hervorgerufen werden. Die Beteiligung der Leber kann durch Blutuntersuchungen nachgewiesen werden.
Nieren
Etwa 5 % aller Infizierten zeigt Zeichen einer akuten Nierenschädigung. Der Anteil ist bei schweren Verläufen mit 30 % deutlich höher. Die Schädigung der Nieren kann so ausgeprägt sein, dass die Patienten dialysepflichtig werden. Treten beim Patienten Nierensymptome auf, so ist die Wahrscheinlichkeit zu Versterben deutlich erhöht.
Haut
Bei einem kleineren Teil der Patienten treten Hautveränderungen wie Rötungen, Quaddeln und Veränderungen an den Zehen, die an Frostbeulen erinnern, auf. Die Ursache für diese Veränderung ist noch nicht verstanden.
Nervensystem
Auch das Nervensystem kann direkt und indirekt betroffen sein. SARS-Co-2 kann z.B. auf dem Blutweg oder über die Nasenschleimhaut ins Gehirn gelangen. Als ein relativ häufiges Symptom wird der plötzliche Verlust des Geruchs– und Geschmackssinns beschrieben. Darüber hinaus können Benommenheit, Konzentrationsstörungen und eingeschränkte Orientierung auftreten.
Langzeitfolgen
Da COVID-19 erst vor einem Jahr in China auftrat und in westlichen Industrieländern erst im ausgehenden Winter 2020 eine größere Anzahl von Patienten betraft, sind Studien zu Langzeitfolgen zwangsläufig rar. Die wenigen Studien hierzu bislang besagen, dass etwa die Hälfte der Patienten über anhaltende Atemnot und Müdigkeit sowie 30% über Husten klagen. Etwa 40% der COVID-19 Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, benötigen nach Abklingen der akuten Infektion über mehr als 4 Wochen weiterhin medizinische Hilfe. Bei milderen Verläufen sind es 10%.
Risikofaktoren
Ein wesentlicher Risikofaktor für das Auftreten schwerer Verläufe oder zu Versterben ist das Alter. Während in der Gesamtbevölkerung die Infizierten–Verstorbenen-Rate bei etwa 0,7 % liegt, steigt dieser Wert etwa ab dem 60. Lebensjahr deutlich an und erreicht bei über 85-jährigen 22 %. Weitere Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf, für die bislang gute wissenschaftliche Belege vorliegen, sind (ohne Rangfolge): Bluthochdruck, koronare Durchblutungsstörungen, Diabetes, chronische Erkrankungen der Lunge (z.B. Asthma) und der Nieren, Schwächung des Immunsystems (z.B. Durch die Einnahme von Medikamenten oder eine Chemotherapie im Rahmen einer Krebserkrankung), starkes Übergewicht.
Aktuelle Literatur zum Beispiel
Coronavirus Disease 2019: A Brief Review of the Clinical Manifestations and Pathogenesis to the Novel Management Approaches and Treatments. Omid Kooshkaki, Afshin Derakhshani, Andele´ Marie Conradie, Nima Hemmat, Savio George Barreto, Amir Baghbanzadeh, Pankaj Kumar Singh, Hossein Safarpour, Zahra Asadzadeh, Souzan Najafi, Oronzo Brunetti, Vito Racanelli, Nicola Silvestris and Behzad Baradaran Front Oncol October 29 2020
Vascular Manifestations of COVID-19 – Thromboembolism and Microvascular Dysfunction Kirsty A. Roberts, Liam Colley, Thomas A. Agbaedeng, Georgina M. Ellison-Hughes and Mark D. Ross. Front Cariovascular disease October 26 2020.
SARS-CoV-2 and nervous system: From pathogenesis to clinical manifestation Kiandokht Keyhanian a, Raffaella Pizzolato Umeton a,b, Babak Mohit c, Vahid Davoudi d,Fatemeh Hajighasemi b, Mehdi Ghasemi a,* J. Neuroimmunology 350 2021.
Epidemiology, Genomic Structure, the Molecular Mechanism of Injury, Diagnosis and Clinical Manifestations of Coronavirus Infection: An Overview Narayan Prasad, N. Gopalakrishnan, Manisha Sahay, Amit Gupta, Sanjay K. Agarwal. Indian J- Nephol 30(3) 2020.
© PD Dr. med. Oliver Kretz
Stand November 2020