Konkurrenz per Videokonferenz

SPD entscheidet im Wahlkreis Segeberg – Stormarn-Mitte zwischen fünf Bewerbungen.

Bengt Bergt, Miriam Huppermann, Jens Kahlsdorf, Tobias Schloo, Tobias Weil
Bengt Bergt, Miriam Huppermann, Jens Kahlsdorf, Tobias Schloo, Tobias Weil

Die Ungeduld wächst in der SPD. Wer wird für die Sozialdemokraten im Bundestagswahlkreis Segeberg – Stormarn-Mitte antreten? Die für den 23. Januar geplante Wahlkreiskonferenz wurde wegen der anhaltend hohen Infektionszahlen kurzfristig abgesagt. Um den Termin nicht ungenutzt zu lassen, luden die Kreisvorstände Segeberg und Stormarn stattdessen zu einer Befragung per Video ein.

Fünf Bewerbungen liegen vor – mehr als in allen anderen Wahlkreisen Schleswig-Holsteins. Miriam Huppermann und ihre vier männlichen Mitbewerber Bengt Bergt, Jens Kahlsdorf, Tobias Schloo und Tobias Weil gehen alle erstmals in das Rennen um die Wahlkreiskandidatur. Einen „Platzhirsch“ gibt es nicht, also auch keinen klaren Favoriten. Alle fünf betonen, als Team „aus demselben Verein“ anzutreten. Umso spannender war es für die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des virtuellen Treffens, die Unterschiede zwischen den Bewerbungen herauszuhören.

Der 38-jährige Bengt Bergt ist Betriebsrat bei einem Windenergieunternehmen. Er will den Industriestandort Deutschland und die Arbeitnehmerrechte sichern. Chancen sieht er in den erneuerbaren Energien. Er tritt für eine Bürgerversicherung ein und für eine Finanztransaktionssteuer.

Miriam Huppermann (35) ist freiberufliche Dozentin. Innere Sicherheit ist für sie ein sozialdemokratisches Thema. Als Ausbilderin im Bereich privater Sicherheitskräfte kennt sie die Perspektive der Praxis. Mit Blick auf die Corona-Krise warnt sie davor, Krankenhäuser an Gewinnorientierung auszurichten.

Jens Kahlsdorf, Jahrgang 1960, ist der älteste im Bewerberquintett. Er möchte Stimmen aus dem „unternehmerischen Lager“ zurückgewinnen. Auf seiner politischen Tagesordnung steht das „bedingungslose Grundeinkommen“.

Der jüngste Bewerber ist Tobias Schloo. Der 28-Jährige arbeitet als Sales Manager in der Logistikbranche. Als Kommunalpolitiker ist er Vorsitzender des Sozialausschusses in Norderstedt. Er setzt sich für die Überwindung des Hartz-IV-Systems ein. Zum Recht auf Homeoffice gehört für ihn auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur, besonders im ländlichen Bereich.

Tobias Weil (48) ist Immobilienmakler und Inhaber einer Firma für Fotozubehör. Seine Schwerpunkte sieht er in den Bereichen Infrastruktur und Bauen. Er tritt für kostenlosen öffentlichen Nahverkehr und kostenlose Kindertagesstätten ein. Mit einer Transaktionssteuer sollen die Finanzströme den Staatshaushalt aufbessern.

Katrin Fedrowitz, als Vorsitzende des SPD-Kreisverband Segeberg Gastgeberin des Nachmittags, moderierte die Fragerunde und sorgte dafür, dass die Bewerberin und Bewerber ausgewogen zu Wort kamen. „Die anwesenden Delegierten konnten sich einen guten Überblick verschaffen über die unterschiedlichen politischen und persönlichen Profile“, so ihr Fazit nach 90 Minuten Meinungsaustausch. Die Entscheidung über die Wahlkreiskandidatur soll am 13. März fallen – wenn Corona es zulässt.